Tarifergebnis Volkswagen: 3,4 Prozent plus 450 Euro Rentenbaustein

05.03.2015 | Hannover - Rund 115.000 Beschäftigte der Volkswagen AG und Financial Services erhalten ab Juni 3,4 Prozent mehr Geld plus 450 Euro für die betriebliche Altersversorgung. Auszubildenden wird ein Rentenbaustein von 150 Euro auf dem betrieblichen Rentenkonto gutgeschrieben.

Hartmut Meine

Leiharbeitnehmer, die bei der Volkswagen AG beschäftigt sind, erhalten ebenfalls ab Juni diesen Jahres 3,4 Prozent mehr Geld und einen Einmalbetrag von insgesamt 150 Euro ausbezahlt. Der Entgelttarifvertag hat eine Laufzeit von 15 Monaten und endet am 31. Mai 2016. Eine Friedenspflicht besteht nicht, damit sind Warnstreiks ab 1. Juni 2016 möglich.

 

Die IG Metall konnte sich mit ihrer Forderung nach 1.400 Ausbildungsplätzen durchsetzen. Volkswagen hat sich tarifvertraglich verpflichtet, in den nächsten drei Jahren jährlich 1.400 Ausbildungsplätze zu schaffen. Zudem übernimmt Volkswagen die Semestergebühren von dual Studierenden in Höhe von 350 Euro brutto.

 

Der "Zukunftsplan Gute Arbeit" beinhaltet einen klaren Gestaltungsauftrag, die Herausforderungen einer sich verändernden Arbeitswelt anzugehen und in tariflichen und betrieblichen Vereinbarungen zu regeln.

 

Hartmut Meine, IG Metall-Verhandlungsführer und Bezirksleiter für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, zeigte sich mit dem in der vergangenen Nacht erzielten Tarifkompromiss für die Beschäftigten von Volkswagen und der Financial Services zufrieden: "Erst nach den spontanen Aktionen der Beschäftigten in den Werken war Volkswagen bereit, in einen konstruktiven Verhandlungsmodus umzuschalten, so dass wir in der Nacht den Durchbruch erzielen konnten. Es ist ein gutes Tarifergebnis mit ordentlich Sahne drauf. Die Beschäftigten bekommen mehr Geld, mehr Jugendliche haben eine Chance auf einen guten Ausbildungsplatz und alle profitieren von einem zusätzlichen Baustein für die betriebliche Altersvorsorge. Besonders freut mich, dass Volkswagen den 'Zukunftsplan Gute Arbeit' akzeptiert und wir einen klaren Gestaltungsauftrag vereinbaren konnten. Damit sind die Weichen für die Zukunft gestellt, um die Herausforderungen einer zukünftigen Arbeitswelt tariflich zu regeln."

 

Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats von Volkswagen: "Wir sind mit dem Tarifabschluss finanziell wie inhaltlich zufrieden. Die Entgelterhöhung stellt sicher, dass jeden Monat mehr Geld bei den Kolleginnen und Kollegen ankommt. In Kombination mit der jährlichen Erfolgsbeteiligung wird damit sichergestellt, dass die Beschäftigten einen Anteil am Unternehmenserfolg erhalten. Mit dem Commitment von Volkswagen zu Ausbildung und guter Arbeit werden wir einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zum Top-Arbeitgeber machen. Vor allem die Arbeit im indirekten Bereich wird sich den veränderten Anforderungen der Arbeitnehmer anpassen müssen. Volkswagen muss als Industrieunternehmen Antworten auf den Wunsch nach mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort von rund der Hälfte der Beschäftigten in den indirekten Bereichen finden. Dies wird eine neue Form von Führung und Teamarbeit erfordern und die Arbeitgeberattraktivität für die kommenden Jahre sichern."

 

Für Jugendliche werden die Chancen beim größten Automobilhersteller ein weiteres Mal verbessert. Ab diesem Jahr haben mehr junge Menschen eine Chance, eine hervorragende Ausbildung bei Volkswagen anzutreten. In den nächsten drei Jahren sind jährlich 1.400 Ausbildungsplätze tarifvertraglich garantiert. Für Studierende im Praxisverbund (Stipse) übernimmt Volkswagen zusätzlich die Semestergebühren. "Während andere Unternehmen immer weniger jungen Menschen einen Ausbildungsvertrag anbieten, ist bei Volkswagen eine deutliche Verbesserung der Ausbildungssituation gelungen. Daran sollten sich Arbeitgeber, die nichts für eine qualifizierte Ausbildung von Jugendlichen tun gleichzeitig aber über den Fachkräftemangel klagen, ein Beispiel nehmen," so Hartmut Meine.

 

Vor dem Hintergrund des ausgesprochen guten Ergebnisses von Volkswagen, konnte die IG Metall zusätzlich einen Rentenbaustein in Höhe von 450 Euro durchsetzen. Dieser Rentenbaustein wird grundsätzlich nicht ausgezahlt. Ziel ist es, der Absenkung des gesetzlichen Rentenniveaus ein Stück entgegen zu wirken und die betriebliche Altersversorgung im Rahmen des 'Zukunftsplans Gute Arbeit' langfristig auszubauen.

 

Vor dem Hintergrund der sich verändernden Arbeitswelt, wie den Herausforderungen im Rahmen von Industrie 4.0, der Digitalisierung oder der demografischen Entwicklung hat der vereinbarte "Zukunftsplan Gute Arbeit" eine nachhaltige Wirkung. Damit sind die Weichen für die Zukunft gestellt und ein klarer Gestaltungsauftrag verbunden. IG Metall und Volkswagen haben fünf Themenfelder identifiziert, die im Rahmen des "Zukunftsplan Gute Arbeit" angegangen werden: 'Gesund bleiben bei der Arbeit', Verbesserungen bezüglich der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben, Innovationen bezüglich Ausbildung und Qualifizierung, Ausbau der betrieblichen Altersvorsorge sowie das Themenfeld der Arbeitsorganisation.

 

Rund 39.000 Beschäftigte der Volkswagen-Standorte hatten sich im Rahmen der Tarifrunde an Informationsveranstaltungen und spontanen Aktionen beteiligt, um die schleppenden Verhandlungen mit Volkswagen zu beschleunigen.

 

(Presseinformation des IG Metall Bezirks Niedersachsen und Sachsen-Anhalt 46/2015)