?Wie viele Kinder müssen noch sterben??

12.12.2007 | IG Metall Salzgitter nimmt Stellung zur erhöhten Kinderkrebsrate in der Nähe von Atomkraftwerken. Die vom Bundesamt für Strahlenschutz beauftragte und auf der Internetseite des Amtes veröffentlichte Studie des Deutschen Kinderkrebsregisters Mainz (DKKR) stellt einen eindeutigen Zusammenhang von statistisch gehäuften Erkrankungen an Leukämie und Tumorerkrankungen bei Kindern unter 5 Jahren und deren Wohnortnähe zu Atomkraftwerken her...

... Dabei wurden derartige Zusammenhänge in einem Einzugsgebiet von bis zu fünf Kilometern um alle 16 deutschen Kraftwerkstandorte festgestellt. Die statistische Erhöhung der Erkrankungen beläuft sich laut der Studie auf 29 zusätzliche Fälle.

Ein vom Bundesamt für Strahlenschutz eingesetztes Expertengremium hat darüber hinaus Berechnungen vorgenommen, die sich mit Krebserkrankungen jenseits des 5 km-Umkreises befasst. Danach müsse von mindestens 121-275 zusätzlichen Erkrankungen in einem Umfeld von bis zu 50 Kilometer um die Anlagen herum ausgegangen werden. Dies entspricht bis zu 18 % aller im 50 km-Umkreis aufgetretenen Krebserkrankungen bei unter 5jährigen Kindern.

Obwohl der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz König erklärt hat: ?dass nachweislich, das Risiko für Kinder, an Leukämie zu erkranken, umso größer ist, je näher sie am Reaktor wohnen.?, sieht die Studie des DKKR keinen Zusammenhang mit einer im Umfeld der Atomanlagen bestehenden Strahlung.
Im Gegensatz dazu ist das Expertengremium der Auffassung, dass dieser Zusammenhang ?keinesfalls ausgeschlossen werden kann?. Sie begründen dies mit dem besonders hohen Strahlenrisiko für Kleinkinder sowie dem unzureichenden Wissen über die Wirkung der in den Körper aufgenommenen Radionuklide.

Die IG Metall Salzgitter stellt hierzu fest, dass zumindest aus der Stellungnahme der externen Experten ein Zusammenhang von Krebserkrankungen bei Kindern und der durchaus in der Nähe von Kernreaktoren bestehenden Niedrigstrahlung klar hervorgeht. Diese von vielen Kernkraftgegnern und Wissenschaftlern seit mehr als 30 Jahren gehegte Befürchtung ist nun praktisch bewiesen und macht deutlich, dass eine Fortführung der Nutzung von Kernenergie vollkommen unverantwortlich ist.

Aufgrund dieser Erkenntnisse ist auch die Diskussion um Schacht Konrad als atomares Endlager vollkommen neu zu betrachten, da auch hier eine im ?Normalbetrieb? zu erwartende und von den Betreibern nicht bestrittene dauerhafte Niedrigstrahlung besteht. Es wird deutlich, dass die Gesundheitsrisiken bei dieser  sich ?in den Grenzwerten? befindlichen Niedrigstrahlung zumindest bei Kleinkindern anders als bisher zu bewerten sind.

Aus diesem Grund fordert die IG Metall Salzgitter Bundesumweltminister Gabriel und die Bundesregierung als politisch Verantwortliche dazu auf, die Ergebnisse der Studie und der dazugehörenden Expertise bei den Entscheidungen zur Endlagerung und zur Atomenergie insgesamt neu zu bewerten.

?Und gerade im Hinblick auf den Schutz der betroffenen Kinder muss gehandelt werden? erklärte Wolfgang Räschke, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter und fragte: ?Wie viele Kinder müssen noch sterben bis Sigmar Gabriel einsieht, dass die Gerichte nicht über die Sicherheit und das Risiko der Bevölkerung geurteilt haben, sondern lediglich über Verfahrensfragen? Die Bundesregierung muss aber unabhängig davon über die Umsetzung von Konrad entscheiden und wenn sie neuere Erkenntnisse über das Strahlenrisiko  nicht mit einbezieht, dann handelt sie grob fahrlässig.?

 

(Pressemitteilung der IG Metall Salzgitter vom 12.12.2007)