"Heute für morgen Zeichen setzen"

09.03.2011 | Denn genau vor 100 Jahren begannen Frauen damit: Für morgen Zeichen zu setzen! In fünfzehn betrieblichen Aktionen der IG Metall Salzgitter-Peine, in den von den Kolleginnen eingerichteten Frauencafés, wurde dieser besondere Frauentag gefeiert. Doch außer den Rosen, die an alle IG Metallerinnen verteilt wurden, gab es am Abend eine Veranstaltung im Salzgitteraner Gewerkschaftshaus.

Die Möglichkeit, sich über die letzten 100 Jahre Frauenbewegung auszutauschen - über Fortschritte und Rückschläge in der Frauenpolitik - wurde von vielen Besucherinnen genutzt. Ein politisches Kabarett rundete das Abendprogramm ab. Wie in den vergangenen Jahren wurde auch dieses Mal in einem vollen Haus gefeiert.

Nicht nur aufgrund des 100. Jubiläums war dieser Frauentag etwas Besonderes. Er war der erste Frauentag nach der Wirtschaftskrise, der aus frauenpolitischer Sicht die Folgen der Krise beleuchtete; denn Finanzjongleure und die Wirtschaftspolitik der letzten Jahre haben uns alle fast vor die Wand gefahren. Nach der Krise startete Deutschland durch. Inzwischen munkeln einige schon wieder von der Vollbeschäftigung. Vom deutschen "Jobwunder", vom "Jobboom" wird geredet und geschrieben. Insgesamt sind 1.8 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen, obwohl die Zahl der Erwerbstätigen um etwa 2,6 Millionen zunahm.


Es entstanden also keine neuen Arbeitsplätze, sondern die vorhandenen wurden aufgesplittet - in immer kleinere Portionen aufgeteilt. Es boomten die Teilzeit-, Midi- und Minijobs. Auf diese Weise stieg die Zahl der Beschäftigten, doch die Arbeitsplätze gingen verloren und die Einkommen sanken. Rund die Hälfte aller Teilzeitbeschäftigten (49 Prozent) erhält ein Bruttoeinkommen von weniger als 800 Euro. Nur knapp ein Fünftel erreicht mehr als 1.500 Euro.

Der hohe Frauenanteil in diesem Niedriglohnsektor und bei den nicht voll sozialversicherungspflichtigen Mini- und Midi-Jobs trägt nicht nur zur Armut in der Erwerbsphase, sondern auch im Rentenalter bei. Die Mehrheit der Frauen ist inzwischen nicht einmal mehr in der Lage mit ihrem Einkommen sich selbst gut zu ernähren. Festgefahren in Teilzeitstellen, zu Abertausenden abgestellt in Minijobs, so sieht sie aus, die heutige Berufskarriere von vielen Frauen. Die Zahl der sozialversicherten Vollzeitbeschäftigten schrumpfte in den vergangenen zehn Jahren um mehr als zwei Millionen Menschen. Jeder fünfte Erwerbstätige  arbeitet heute für einen Billiglohn. Das sind insgesamt über vier Millionen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen! Denn prekäre Beschäftigung, billig und praktisch, jederzeit kündbar, ist gut für den Profit.

In Deutschland sind nur 43 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter unbefristet in Vollzeit beschäftigt. Das ist der niedrigste Wert von 28 untersuchten OECD Staaten. Frauenbeschäftigung steht in unserem Land nicht auf der Agenda. Mehr als 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Und gleichzeitig stellen Frauen zwei Drittel der ausschließlich geringfügig Beschäftigten.

In keinem Industrieland nahmen die Einkommensunterschiede in den letzten Jahrzehnten so stark zu wie in Deutschland. Die Armutsquote kletterte um ein Drittel auf heute 18 Prozent. Und gleichzeitig explodierten die Spitzeneinkommen. Selbst bei gleicher Ausbildung, gleichem Alter, gleichem Beruf und gleichem Betrieb erhalten Frauen nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung etwa zwölf Prozent weniger Entgelt. Wir wollen, dass Frauen und Männer frei von Existenzängsten leben, arbeiten und alt werden können, mit und ohne Kindern, zu zumutbaren, selbstbestimmten und menschenwürdigen Bedingungen.

Wir brauchen: Gute Arbeit – ein Gutes Leben – und eine Gute Zukunft! Wir brauchen Arbeit – sicher und fair!