Betriebsrätepreis 2015: Montage gesund gestalten bei Volkswagen in Salzgitter

16.09.2015 | Auf Initiative des Betriebsrates entstand bei Volkswagen in Salzgitter mit Beteiligung der Beschäftigten eine Montagelinie nach den neuesten ergonomischen Erkenntnissen. Jetzt fahren in der Motorenfertigung für den VW-Bus der Motorstückträger hoch und runter, je nachdem, wer daran arbeitet.

Andreas Blechner, BRV VW Salzgitter

Ein normales Montageband in einer beliebigen Montagehalle läuft immer auf der gleichen Höhe. Während sich der eine nach oben strecken muss, um seine Arbeit zu erledigen, bückt sich sein Nachbar einen Arbeitsplatz weiter. Andreas Blechner musste nur an diesen Linien vorbei laufen, um zu sehen, dass sie den Menschen nicht gerecht werden. "Die Linien sind starr und richten sich am Durchschnitt aus", sagt der Betriebsratsvorsitzende im VW-Werk Salzgitter.

 

Der Mensch passt sich der Maschine an. Das war immer so, aber der Betriebsrat wollte es so nicht lassen. Im VW-Werk in Salzgitter gibt es eine Montagelinie, die sich den Menschen anpasst. In der Motorenfertigung für den VW-Bus fährt der Motorstückträger hoch und runter, je nachdem, wer gerade an ihm arbeitet. Jeder Beschäftigte hat seine Körpergröße auf einem Chip gespeichert. Ein Computer an seinem Arbeitsplatz funkt sie an den Motorstückträger und dieser fährt auf die richtige Höhe. Er kann nicht nur seine Höhe ändern, der Motor kann sich auch drehen, so dass die Beschäftigten immer aufrecht arbeiten können. Auch die Schrauber, mit denen sie arbeiten, lassen sich auf die unterschiedlichen Körpergrößen einstellen.

Das Unternehmen hat verstanden

Im VW-Werk in Salzgitter liegt das Durchschnittsalter der Beschäftigten bei 45 Jahren. Für Andreas Blechner heißt das: "Kolleginnen und Kollegen müssen auch mit 50 noch in der Montage arbeiten. Das geht nur, wenn wir die Arbeitsplätze ergonomisch gestalten." Bereits vor vier Jahren sollte bei VW eine neue Nutzfahrzeuglinie ergonomisch eingerichtet werden. So hatten es Arbeitgeber und Betriebsrat vereinbart. Doch der Arbeitgeber hielt sich nicht daran und so musste die Linie Stück für Stück nachgerüstet werden. "Dabei konnten wir dem Arbeitgeber vorrechnen, dass es am Ende teurer war, als die Linie von Anfang an ergonomisch zu bauen", sagt Blechner. Der Betriebsrat setzte das Thema immer wieder auf Betriebsversammlungen auf die Tagesordnung und sprach es bei Sitzungen mit der Werkleitung an.

Nach zwei Jahren hatte er den Arbeitgeber dann soweit. Personalabteilung, Planung, Fertigung, Ergotherapeutin und Betriebsrat setzten sich mit den betroffenen Beschäftigten zusammen und entwarfen die neue Linie. Andreas Blechner ist überzeugt: "Das Unternehmen hat inzwischen verstanden, dass das der richtige Weg ist."

Der Betriebsrat von VW Salzgitter ist einer der sieben IG Metall-Betriebsräte, die für den diesjährigen Betriebsrätepreis im Oktober nominiert sind.